Forcano: Der Zug nach Bagdad
Manuel Forcano:
»El tren de Bagdad — Der Zug nach Bagdad«
Katalanisch — Deutsch
Übersetzt von Sven Limbeck
2007, Ln., 116 S.
€ 19 [D] / € 19,60 [A] / sFr 27,50
ISBN 978-3-932245-85-5
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Buch

Als Manuel Forcano seinen Gedichtband »El tren de Bagdad – Der Zug nach Bagdad« schrieb, dachte er nicht an Zugattentate und nicht an eine bombardierte Stadt: »Es ist gelogen, dass es in der Wüste nicht regnet«, sagt der Dichter, »und es ist gelogen, wenn Bagdad eine Brutstätte der Gewalt und Terroranschläge genannt wird. Genauso findet man dort all die Wonnen, die aus dem Orient einen Idealort gemacht haben.« Und Forcano kennt die Orte und Kulturen des nahen Ostens aus eigener Anschauung, abseits der Schlagzeilen und Klischees. Aber seine Gedichte sind keine Reportagen und keine Reiseberichte, sondern Erinnerungsprotokolle einer Sehnsucht, in der der Traumort Orient, seine Geschichte und Monumente und die sinnliche Attraktion, die von seinen Menschen ausgeht, miteinander verschmelzen. »Es ist ein großes Buch mit einem einzigen Gedicht, das von einer Reise zum Begehren, zur Hoffnung, zur Illusion und zur Liebe spricht«, sagt der Dichter Francesc Garriga über das Werk.

Autor

Manuel Forcano (geb. 1968 in Barcelona) ist Semitist und war u. a. Dozent für Hebräisch und Aramäisch an der Universität von Barcelona. Er übersetzte diverse israelische Lyriker sowie Prosa von E. M. Forster in Katalanische. Seit 1993 veröffentlichte er mehrere Gedichtbände (u. a. »De nit«, 1999, »Corint«, 2000, und »Com un persa«, 2001), die vielfach mit Literaturpreisen prämiert wurden. »El tren de Bagdad« wurde im Jahr 2003 mit dem Literaturpreis »Premi Carles Riba de poesia« ausgezeichnet. In Katalonien haben sich mittlerweile Fanclubs der Dichtung Forcanos formiert, und ein Restaurant nennt eines seiner Gerichte nach dem Lyriker.
Sven Limbeck (geb. 1968) lebt als Literaturwissenschaftler in Stuttgart. Seine Übersetzungen der Gedichtbände »Canções« von António Botto (Elfenbein, 1997) und »Las personas del verbo« von Jaime Gil de Biedma (Elfenbein, 2004) wurden von der Kritik mehrfach gelobt. Er übersetzte zahlreiche Werke der iberischen Literatur ins Deutsche.

Auszug

Era un os tot escurat aquell desert
i el riu hi fluïa trist i en silenci
com per a un sord una boca en moviment.
A l’altra riba s’estenien imponents
les muralles derruïdes de la ciutat de Dura Europos:
la gran Torre 19 mig tombada
com un arbre amb les arrels malaltes.
L’any 256 els perses invasors
hi irrompien cavant una obertura.
Els romans havien anat a trobar-los sota el túnel.
S’enfrontaren a mans nues en l’obscuritat
i es reconeixien en palpar-se:
amb rostre rasurat: romans;
amb barba: perses.
Però una part de la torre va esfrondrar-se al seu damunt
i els arqueòlegs han trobat els esquelets dels enemics
abraçats sota la runa. És el gest més perfecte
l’abraçada.


Ein vollkommen blanker Knochen war die Wüste hier,
und der Fluss floss traurig und still
so wie für einen Tauben Lippen, die sich bewegen.
Am anderen Ufer erstreckten sich eindrucksvoll
die niedergerissenen Befestigungsmauern von Dura Europos:
der große Turm 19 ist halb eingestürzt
wie ein Baum mit kranken Wurzeln.
Im Jahr 256 fielen die persischen Invasoren
hier ein, indem sie einen Gang gruben.
Die Römer waren herbeigekommen, um sie in dem Tunnel zu suchen.
Sie traten einander in der Dunkelheit mit bloßen Händen entgegen
und erkannten einander durch Tasten:
mit rasiertem Gesicht: die Römer;
mit Bart: die Perser.
Aber ein Teil des Turmes stürzte über ihnen ein,
und die Archäologen fanden die Skelette der Feinde,
wie sie sich unter dem Schutt umarmen. Die vollkommenste aller Gesten
ist die Umarmung.

Pressestimmen

»Forcano weckt Leidenschaften.«
(El Mundo)

© 2007 Elfenbein Verlag

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