Gilbert: In einem dunklen Wald
Peter Gilbert:
»In einem dunklen Wald«
Roman
Aus dem Englischen von Jost Burger
2004, geb., 312 S.
€ 18 [D] / € 18,60 [A] / sFr 26
ISBN 978-3-932245-65-7
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Buch

Irgendwann Ende zwanzig hat Bernard Steinway sich im Dickicht seines Lebens verlaufen. Er hat keinen richtigen Beruf, seine Erbschaft ist bald aufgebraucht, und von der schnellen, anpackenden Truppe ist er schon gar nicht. Zu sehr beschäftigt ihn seine Betrübnis darüber, nicht hundert Jahre früher als Aristokrat geboren worden zu sein, der sich bequem dem Müßiggang hätte hingeben dürfen. So richtig ins Wanken gerät der Depressionshaushalt des verträumten Melancholikers aber erst, als seine Frau Olivia ihn verlässt. Nun trudelt der Dauergrübler von einem Projekt ins nächste, stolpert in eine Lehrer- und Teppichhändlerkarriere, findet einen väterlichen Psychotherapeuten, lässt seine ›good looks‹ in Liebesaffären spielen, tut einige Schritte auf dem spirituellen Pfad zur Erleuchtung und testet die wohltuende Wirkung jüdischer Delikatessenrestaurants. Mit Bernard Steinway hat die Underachiever-Literatur einen neuen Helden bekommen, tragikomisch, verzweifelt und am Ende dem Glück ganz nah.

Autor

Peter Gilbert arbeitet als Publizist für die BBC sowie für verschiedene Magazine und Zeitungen, wie die »New York Times«. Im »Jewish Quaterly« hat er eine feste Kolumne. »In einem dunklen Wald« ist sein erster Roman.

Auszug

Trotz der Angst, die in ihm aufstieg, rauchte Bernard weiter und lauschte dabei dem Wind, der heulend an den Fensterrahmen rüttelte. Er dachte daran, wie sein Freund Maurice Hasselblad, wenn er auf Geschäftsreise von Italien hier war, in solchen Nächten durch die Wohnung lief und rief: »Alle Mann an Deck! Schließt die Luken! Bemannt die Brasse!« Und tatsächlich, wenn der Wind so stark blies wie heute, fühlte man sich in Bernards Wohnung, in der linken oberen Ecke des Gebäudes gelegen (weswegen er manchmal seiner Adresse die Worte »gegenüber der Briefmarke« hinzufügte), wirklich wie auf einem Schiff im Sturm. Vielleicht sollte er das Rauchen aufgeben. Jedes Mal, wenn er das seinem Extherapeuten, Dr. Lear, vorgeschlagen hatte, hatte der allerdings gesagt: »Nein, Bernard, das ist jetzt nicht die Zeit, noch etwas anderes aufzugeben.« Das war lange her, aber seitdem hatte sich nicht viel verändert. Vielleicht hatte Dr. Lear ja immer noch Recht.

© 2004 Elfenbein Verlag

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