Giorgos Seferis: Logbücher
Giorgos Seferis:
»Logbücher«
Gedichte
Griechisch — Deutsch
Übersetzt und kommentiert von Andrea Schellinger
2017, Gebunden, farbiger Vorsatz, Lesebändchen, 232 Seiten
€ 24,— [D] / € 24,70 [A] / sFr 34,70
ISBN 978-3-941184-69-5
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Buch

Dasein als Fahrt auf dem schwankenden Schiffsdeck der Moderne, und das durch ein eigengesetzliches, kaum beeinflussbares Element: Davon legen die drei Teile der „Logbücher“ Zeugnis ab. Verfasst zwischen 1937 und 1955, sind sie dichterische Dokumente aufgezwungener Heimatlosigkeit und fortschreitender Desillusionierung. Dennoch ermutigt diese Odyssee des 20. Jahrhunderts — ohne vorgegebenes Ziel einer Rückkehr — zu einem emphatischen Begriff von menschenwürdiger Existenz, »jetzt, da die Welt nur noch Fremde beherbergt«.

Autor

Giorgos Seferis (1900—1971), geboren als Grieche im Osmanischen Reich, verbrachte seine Kindheit in Smyrna (Izmir) und dem Fischerdorf Skala, im Spannungsfeld zwischen urbanem Bildungsbürgertum und traditioneller Alltagskultur. Durch die Vertreibung der Griechen aus Kleinasien 1922 verlor er den geografischen und kulturellen Raum, dem er sich zugehörig fühlte. Nach einem Jurastudium in Paris begann er eine Diplomatenlaufbahn, die ihm eine dauernde Mobilität abforderte. 1941 oh er mit der griechischen Regierung vor der deutschen Besatzungsmacht nach Ägypten, Südafrika und Palästina. Als »Diener zweier Herren«, der Dichtung und der Diplomatie, konnte er auch nach Kriegsende nicht an einem Ort bleiben. Erst nach dem letzten Botschafterposten in London, inzwischen über 60, zog er sich für das verbleibende Lebensjahrzehnt in sein Athener Haus zurück.

Auszug

Ιερουσαλήμ, ακυβέρνητη πολιτεία!

Άγνωστες γλώσσες της Βαβέλ,
χωρίς συγγένεια με τη γραμματική
το συναξάρι μήτε το ψαλτήρι
που σ’ έμαθαν να συλλαβίζεις το φθινόπωρο
σαν έδεναν τις ψαροπούλες στα μουράγια·
άγνωστες γλώσσες κολλημένες
σαν αποτσίγαρα σβηστά σε χαλασμένα χείλια.


Jerusalem, steuerlose Stadt!

Babels unbekannte Sprachen,
ohne Verwandtschaft mit der Grammatik
dem Psalter den Heiligenviten
die man im Herbst dich zu entziffern lehrte
wenn die Boote vertäut an den Molen lagen;
unbekannte Sprachen, gesteckt
wie kalte Zigaretten in marode Münder.

© 2017 Elfenbein Verlag

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