Arthur Machen:
»Die leuchtende Pyramide«
und andere Erzählungen
Mit der erstmals übersetzten Erzählung
»Die Kinder des Teichs«
Aus dem Englischen übersetzt und
mit einem Nachwort versehen
von Joachim Kalka
2020, geb., schwarzes Vorsatz,
silbergraues Lesebändchen, 200 S.
€ 22 [D] / € 22,60 [A] / sFr 25,80
ISBN 978-3-96160-024-3

Preisersparnis innerhalb der Gesamtausgabe:
»Werke in sechs Bänden«

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Buch

Band 4 der neuen Arthur-Machen-Werkausgabe versammelt die unheimlichen Erzählungen »Die leuchtende Pyramide« (1895), »Die Unterirdischen« (1890), »Die rote Hand« (1895), »Die weißen Gestalten« (1904) sowie »N« (1936), ergänzt durch die erstmals ins Deutsche übersetzte Geschichte »Die Kinder des Teichs« (»The Children of the Pool«, 1936). Sie variieren meist eine von Machens Obsessionen: Sie handeln von unbekannten Bewohnern der tiefen Wälder und der unterirdischen Regionen, Verkörperungen von unbegreiflicher Naturdämonie und Legendenreste von einer bösen, zwerghaften vorkeltischen Bevölkerung, beide von hoher erotischer Gefährlichkeit. Die Erzählung »N« stellt diesen Visionen der Wildnis eine Phantasie von der unendlichen labyrinthischen Seltsamkeit der Großstadt London an die Seite.
Die von Joachim Kalka auf der Grundlage seiner 1992 bis 1995 erschienenen Übersetzung erstellte neue Werkausgabe versammelt die bedeutendsten Erzähltexte Machens. Sie fügt der alten Edition einige neue Texte erstmals auf Deutsch hinzu.
Bereits erschienen sind: »Die drei Häscher oder: Die Verwandlungen« (1895), ergänzt durch die Erzählung »Der verlorene Club« (1934); »Der geheime Glanz« (1922), ergänzt durch die Skizzen »Die heiligen Dinge« und »Psychologie« (1924); »Der Schrecken« (1916), ergänzt durch die Erzählungen »Die Bogenschützen« (1914), »Die glücklichen Kinder« (1920) und »Kriegsgerät« (1926).

Alle Bände:
Band 1: Die drei Häscher oder: Die Verwandlungen
Band 2: Der geheime Glanz. Roman
Band 3: Der Schrecken. Eine Phantasie
Band 4: Die leuchtende Pyramide und andere Erzählungen
Band 5: Der Große Pan und andere Erzählungen
Band 6: Der Berg der Träume. Roman (10/21)

Autor

Arthur Machen (1863—1947) wuchs als Sohn eines Pfarrers in Wales auf, besuchte eine englische Privatschule und brach ein Medizinstudium ab. Er arbeitete in eher prekären Verhältnissen u.a. als Kritiker. Mit der Erzählung »Der Große Pan« (1894), die Steven King als »die beste jemals geschriebene Horrorgeschichte« bezeichnet, wurde er schlagartig bekannt. Machen war Mitglied von Aleister Crowleys Geheimgesellschaft »The Hermetic Order of the Golden Dawn«. H. P. Lovecrafts Werk ist von Machen stark beeinflusst.

Pressestimmen

»Machen ist der vergessene Vater der Schauergeschichte.« (Damien Walter, The Guardian)

Auszug

»Wer war der alte Mann, der Sie eben gegrüßt hat?«, fragte Dyson, als sie zur Biegung des Wegs neben dem Haus gekommen waren.
»Ach, das war der alte Trevor. Sieht sehr mitgenommen aus, der arme Kerl.«
»Wer ist Trevor?«
»Erinnern Sie sich nicht? Ich habe Ihnen die Geschichte an dem Nachmittag in Ihrer Londoner Wohnung erzählt – von einem Mädchen namens Annie Trevor, die auf ganz unerklärliche Weise vor etwa fünf Wochen verschwunden ist. Das war ihr Vater.«
»Ja, ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Ich hatte es, die Wahrheit zu sagen, ganz vergessen. Und von dem Mädchen hat man nichts gehört?«
»Nicht das Geringste. Die Polizei hat keinerlei Spur.«
»Ich fürchte, ich habe auf die Einzelheiten nicht sehr achtgegeben, die Sie erzählt haben. Welchen Weg hat das Mädchen genommen?«
»Ihr Weg müsste sie geradewegs über diese öden Hügel hinter dem Haus geführt haben; der nächstgelegene Punkt des Pfades wäre etwa zwei Meilen von hier.«
»Ist das in der Nähe von dem kleinen Weiler, den ich gestern gesehen habe?«
»Sie meinen Croesyceiliog, wo die Kinder herkamen? Nein, er verläuft mehr nördlich.«
»Ah, da bin ich noch nie gegangen.«
Sie kehrten ins Haus zurück. Dyson ging auf sein Zimmer, wo er seinen unruhigen Gedanken nachhing, doch ohne dass das schattenhafte Misstrauen, das schon seit einiger Zeit sich in ihm formte und ihn in unklarer, phantastischer Gestalt verfolgte, genaueren Umriss annehmen wollte. Er saß am offenen Fenster und schaute in das Tal hinaus, wo er wie auf einem Bild die Schlingen und Windungen des Baches sah, die graue Brücke und die weiten Hänge der sich dahinter erhebenden Hügel. Alles war still ohne einen Windhauch, der die magischen hängenden Wälder geregt hätte. Der Abendsonnenschein leuchtete warm auf dem Farnkraut, und unten begann ein feiner Nebeldunst, ganz weiß, aus dem Wasserlauf aufzusteigen. Dyson saß am Fenster, wie der Tag dunkelte und die hohen Bastionen der Hügel undeutlich ragten und die Wälder zu Schat­ten verschwammen. Und die Vorstellung, die von ihm Besitz ergriffen hatte, schien nicht mehr vollkommen unmöglich. Er verbrachte den Rest des Abends in träumendem Sinnen und hörte kaum, was Vaughan sagte; und als er mit seiner Kerze in den Flur hinaustrat, hielt er einen Moment inne, ehe er seinem Freund Gute Nacht wünschte.

© 2020 Elfenbein Verlag

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