Vít Slíva:
»Trommeln auf Fässer«
Gedichte. Tschechisch — Deutsch
Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Kathrin Janka
2020, fadengeheftete Klappenbroschur, 104 S.
€ 19 [D] / € 19,60 [A] / sFr 21,60
ISBN 978-3-96160-030-4

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Buch

Vít Slíva ist einer der großen leisen Wortgewaltigen. Thematisch der Natur oder Momentaufnahmen des menschlichen Alltags gewidmet, scheinen seine Gedichte beiläufig daherzukommen. Eingehüllt in ein Gewebe aus Wortklang und Rhythmus, das eine tiefe und gewachsene Bindung an die poetische Tradition der Antike verrät, entfalten Slívas Bilder überraschend ihre große Wirkung und geben den Blick frei auf allgemein menschliche Fragen. Manchmal setzen die Gedichte ihre existenzielle Wucht ungebremst in all ihrer ernsten Schönheit frei, andernorts wird diese durch ein Augenzwinkern in der Wortwahl oder die Leichtigkeit eines Sprachspiels abgefedert. In ihrer fein schattierten Komplexität und tiefen Farbigkeit zeugen sie vom andächtigen Schauen und einer einsamen, eigensinnnigen und tiefempfundenen Liebe zum Leben und allem Seienden.

Autor

Vít Slíva (geboren 1951 in Hradec bei Opava) unterrichtet Tschechisch und Latein. Er veröffentlichte bereits zehn Gedichtbände. Für »Trommeln auf Fässer« (»Bubnování na sudy«, 2002) erhielt er 2003 den Literaturpreis Magnesia Litera.

Auszug

— — !
für Ludvík Kundera

Kunštát! Ich grüße dich, halasisch,
ich altes Hradec. Selbst auf Entfernung höre ich,
was du dir dort aus deiner weißen Kanne
in die Teeschälchen für Gedichte abgießt.

In einer Nacht, so tief wie einst Schneewehen,
lass ich die Taufglocke klingen:
Ehre dem Dichter! Möge sie ihm den Dampf seines Tees
im Lampenlicht zum Erbeben bringen.

*

Abkühlung. Schafskälte, Wolfsfrost.
Schreib ein Gedicht ich ans Fenster. Ihnen, mein Dichter,
verbirgt es nichts. Und dennoch schweigt es.
Es war wahrscheinlich immer schon stumm.

© 2020 Elfenbein Verlag

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