»Heiliges Spielzeug« nannte Heinrich Heine das Gedicht. Es spielt mit den Paradoxien der Sprache, die uns die Welt erschließt, aber auch eine Wirklichkeit eigener Art erschafft, nicht nur etwas mitteilt, sondern Sinn auch gewinnt aus der puren Sinnlichkeit von Klang und Rhythmus. Spielend erkunden die neuen Gedichte Hans Kriegers die Abgründe der unsicheren, scheinbar entzauberten Wirklichkeit und die Vexierbilder der Sprache; spielend entlocken sie den Wortfügungen geheimnisreiche Weltmuster. Themen sind die entschwindende Natur, die Rätselfiguren der Mythologie, die Stolperfallen des Erkennens und die Sprache selbst.
Hans Krieger (geb. 1933 in Frankfurt a. M.), seit 1960 in München ansässig, hat sich zunächst als Kulturjournalist einen Namen gemacht. Für seine publizistische Arbeit wurde er 1997 mit dem Friedrich-Märker-Preis für Essayistik ausgezeichnet. Er hat bisher acht Gedichtbände veröffentlicht, zuletzt »Nachtflügel« (2007) und »Apfelfall« (2010). Auch als Lyrik-Übersetzer ist er hervorgetreten (Paul Verlaine: »Poèmes — Gedichte«, Marceline Desbordes-Valmore: »Tag des Feuers« und zuletzt Gabriele d’Annunzio: »Alcyone«, mit Ernst-Jürgen Dreyer und Geraldine Gabor, Elfenbein 2013).
Nur
Nur das Fenster geöffnet
was kann ich dafür
daß ein Vogel hereinflog
nun sitzt er da
sitzt er und schaut
schaut er mich an
schaut er mir durch und
will wie es scheint
vorerst nicht wieder hinaus –
»Das Fremde vertraut machen, das leistet Krieger, wenn er einer wortfremden Gesellschaft wortgewaltig die Mythen der griechischen Antike in die Quere kommen lässt …«
(Stefan Rammer, Passauer Neue Presse)
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