Vierzehn Gedichtbände sind von Sophia de Mello Breyner Andresen, einer der wichtigsten Stimmen der portugiesischen Lyrik des 20. Jahrhunderts, zu Lebzeiten erschienen. Unsere Edition vereint ihren zweiten und ihren letzten Lyrikband: »Dia do Mar« und »O Búzio de Cós«, ergänzt durch fünf »Artes Poeticae«, in denen sie ihr Schaffen reflektiert.
Des Weiteren erschienen:
Der Zigeunerchristus. Gedichte
Exemplarische Erzählungen
Sophia de Mello Breyner Andresen (1919–2004) gilt als die bedeutendste portugiesische Lyrikerin des 20. Jahrhunderts. Bereits im Alter von zwölf Jahren schrieb »a Sophia«, wie sie in Portugal liebevoll genannt wird, erste Gedichte. Einer ihrer Vorfahren stammte aus Dänemark. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb die Familie in Porto die »Quinta do Campo Alegre« — den heutigen Botanischen Garten, wo Sophia in aristokratischer Umgebung aufwuchs. Sie studierte klassische Philologie und engagierte sich in katholisch geprägten Widerstandsgruppen gegen das faschistische Salazar-Regime. Nach der »Nelkenrevolution« (1974) wurde sie als Abgeordnete für die Sozialistische Partei in die Verfassungsgebende Versammlung gewählt. Sie veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände sowie Erzählungen, Kinderbücher, Essays und Theaterstücke. 1999 erhielt sie als erste Frau mit dem »Prémio Camões« den wichtigsten Literaturpreis in der portugiesischsprachigen Welt.
Sarita Brandt (geb. 1945 in Brasilien) studierte in Porto Alegre, São Paulo und Berlin Philosophie, Pädagogik und Lateinamerikanistik. Sie lebt als Konferenzdolmetscherin und Übersetzerin in Berlin und Cascais, Portugal. Zu ihren Übersetzungen zählen sowohl Werke portugiesisch- als auch deutschsprachiger Autoren wie Clarice Lispector, José Saramago, Maria Isabel Barreno, Manuel Alegre, Bernardo Kucinski, Hannah Höch und Ilse Weber.
»Ihre Gedichte sind Raum der Freiheit und der Wahrheit … klassisch und modern zugleich« (José Carlos de Vasconcelos, Jornal de Letras)
Seefahrt (1947)
Vorne, in weiter Ferne, trotz Gefahren,
Ist in Sicht die Welt: die Erde rinnt
Aus den Augen derer, die sie gewahren,
Und die Ferne dahinter erstirbt im Wind.
Die Muschel von Kos (1997)
Nicht ich selbst habe am Strand diese Muschel gefunden
Sondern in der blauschwarzen Nacht des Mittelmeers
Habe ich sie gekauft in Kos in einem Lädchen am Wall
Ganz nahe an den schwankenden Masten der Schiffe
Und heimgebracht habe ich der Stürme Schall
Nicht hören kann ich jedoch in ihr
Das Murmeln der Wellen von Kos oder Ägina
Wohl aber das Lied der endlosen Weite
Eines himmlischen Strandes am Atlantik
Wo ich jung war und ewig die Seele ausbreite.
© 2021 Elfenbein Verlag
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