Sophia de Mello Breyner Andresen: Exemplarische Erzählungen
Sophia de Mello Breyner Andresen:
»Exemplarische Erzählungen«
Aus dem Portugiesischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Michael Kegler
2021, Klappenbroschur, fadengeheftet, farbiges Vorsatz, 128 S.
€ 22 [D] / € 22,70 [A] / sFr 29,90
ISBN 978-3-96160-053-3

Bestellung

Buch

Eine Frau, die »wie ein Präzisionsinstrument« Menschen und Dinge nur für ihre persön­lichen Ziele benutzt … ein Ehepaar, das sich auf eine Reise zu einem Landhaus begibt, die sich aber als Irrweg ins Nichts erweist … ein Bischof, der, um eine Kirche restaurieren zu können, einen dunklen Pakt mit »einem wichtigen Mann“ schließt … der Weg dreier großer Könige, die plötzlich an ihrer Macht zweifeln und lieber einem neuen Stern folgen: Der Band »Contos Exemplares« (1962) versammelt, erstmals in deutscher Übersetzung, sieben Meistererzäh­lungen von Sophia de Mello Breyner Andresen. Sie verweisen auf bekannte Persönlichkeiten zur Zeit des Salazar-Regimes, zeigen vor allem aber Grenzsituationen des menschlichen Lebens auf, beispielhaft und zuweilen pikaresk — nach dem Vorbild der »Exemplarischen Novellen« von Miguel de Cervantes.

Des Weiteren erschienen:
Der Zigeunerchristus. Gedichte
Die Muschel von Kos und andere Gedichte

Autorin und Übersetzer

Sophia de Mello Breyner Andresen (1919–2004) gilt als die bedeutendste portugiesische Lyrikerin des 20. Jahrhunderts. Bereits im Alter von zwölf Jahren schrieb »a Sophia«, wie sie in Portugal liebevoll genannt wird, erste Gedichte. Einer ihrer Vorfahren stammte aus Dänemark. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb die Familie in Porto die »Quinta do Campo Alegre« — den heutigen Botanischen Garten, wo Sophia in aristokratischer Umgebung aufwuchs. Sie studierte klassische Philologie und engagierte sich in katholisch geprägten Widerstandsgruppen gegen das faschistische Salazar-Regime. Nach der »Nelkenrevolution« (1974) wurde sie als Abgeordnete für die Sozialistische Partei in die Verfassungsgebende Versammlung gewählt. Sie veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände sowie Erzählungen, Kinderbücher, Essays und Thea­terstücke. 1999 erhielt sie als erste Frau mit dem »Prémio Camões« den wichtigsten Literaturpreis in der portugiesischsprachigen Welt.

Michael Kegler (geb. 1967 in Gießen) übersetzt seit Ende der 1990er Jahren aus dem Portugiesischen. 2014 erhielt er den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW für den Roman »Es waren viele Pferde« des brasilianischen Schriftstellers Luiz Ruffato, sowie gemeinsam mit diesem 2016 den Internationalen Hermann-Hesse-Preis. Er übersetzte unter anderem Werke von José Eduardo Agualusa (Angola), Germano Almeida (Kapverde), Paulina Chiziane (Mosambik) und zuletzt aus Portugal Afonso Reis Cabral, die Lyrikerin Ana Luísa Amaral sowie den Gedichtband »Ein Dasein aus Papier« von Al Berto.

Pressestimmen

»Sie hat der Gesellschaft, den Herausforderungen der Zeit, der Interpretation von Welt, nie den Rücken zugekehrt« (Lídia Jorge)

Auszug

Mónica ist als Person so besonders, dass es ihr gelingt, gleichzeitig eine gute Mutter und Ehefrau zu sein, schick, führendes Mitglied der »Internationalen Liga Beschäftigungsloser Frauen«, ihrem Mann im Geschäft zu helfen, jeden Morgen Gymnastik zu machen, pünktlich zu sein, viele Freunde zu haben, oft zum Essen einzuladen, oft zum Essen eingeladen zu werden, nicht zu rauchen, nicht alt zu werden, alle Leute zu mögen, sich selbst zu mögen, über alle Leute nur Gutes zu sagen, von allen Leuten nur mit Lob bedacht zu werden, Löffel aus dem 17. Jahrhundert zu sammeln, Golf zu spielen, erst spät zu Bett zu gehen, Joghurt zu essen, Yoga zu machen, abstrakte Malerei zu mögen, Mitglied in sämtlichen Musikvereinen zu sein, immer lustig zu sein und auf vorbildliche Weise tugendhaft, sehr erfolgreich und sehr gewissenhaft.
Ich habe im Lauf meines Lebens viele Leute wie Mónica kennengelernt. Aber die waren im Vergleich zu ihr Karikaturen. Entweder sie vergaßen das Yoga oder mochten keine abstrakte Malerei.
Es braucht dafür kompromisslose, harte Arbeit und strenge, unablässige Disziplin. Man kann durchaus sagen, dass Mónica von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang arbeitet.
Und wirklich hat Mónica für den Erfolg und all die herrlichen Dinge, die sie besitzt, drei Sachen aufgeben müssen: Poesie, Liebe und Seligkeit.

© 2021 Elfenbein Verlag

Startseite