In den zwanziger Jahren zu leben war hart — besonders für einen jungen Mann wie Atwater, dem seine nicht klar definierte Tätigkeit in einem Museum viel Zeit lässt, allen möglichen Gedanken nachzuhängen. Oder für ein Mädchen wie Lola (Atwater lernt sie auf einer der vielen Partys kennen), die Bertrand Russell liest, um sich inspirieren zu lassen. Fotheringham dagegen arbeitet hart, doch wird er den Verdacht nicht los, dass er sein Talent an eine zweifelhafte spiritualistische Zeitschrift verschwendet. Und ebenso hat Barlow, der von allen bewunderte Maler, seine Probleme: Er muss sich — nach dem übernächsten Drink — nun wirklich entscheiden, welches Mädchen er heiraten soll. Genauso geht es auch den anderen, Brisket, Wauchop, Scheigan, aber sie alle schaffen es, dem Abgrund mit einer gewissen positiv rücksichtslosen Fröhlichkeit ins Auge zu sehen.
Mit der Übersetzung seines Romandebüts »Afternoon Men« (1931), eines unverschämt komischen Porträts der Londoner Partyszene in der Zeit zwischen den Weltkriegen, setzen wir die Publikation von Anthony Powells Erzählwerk fort.
Anthony Powell (1905—2000) besuchte das Eton College, studierte in Oxford und heiratete eine Adlige. Er arbeitete als Verlagslektor, schrieb Drehbücher und Beiträge für britische Tageszeitungen, leitete den Literaturteil des Magazins »Punch« und war Autor zahlreicher Romane. Jene gesellschaftliche Oberschicht Großbritanniens, der er selbst angehörte, porträtierte er in seinem zwölfbändigen Romanzyklus »Ein Tanz zur Musik der Zeit«. Während seine Altersgenossen und Freunde Evelyn Waugh, Graham Greene und George Orwell sich auch im deutschsprachigen Raum bis heute großer Popularität erfreuen, ist Anthony Powell hierzulande noch zu entdecken.
Ebenfalls lieferbar:
»Venusberg« (2021)
»Tod am Morgen« (2021)
»Handelnde und Duldende« (2022)
»Täuschung und Selbsttäuschung« (2023)
»Ein Tanz zur Musik der Zeit« (2015–2018)
Barlow sagte: »Wenn es wirklich dein Leben vergiftet, warum bittest du sie nicht, dich zu heiraten? Ich tu das manchmal. Frauen mögen das. Nebenbei bemerkt, du hättest überhaupt nichts zu befürchten. Ich glaub nicht im Geringsten, dass sie dich akzeptieren würde. Was du auch tun könntest, wäre, das Museum dazu zu bringen, dir einen Vierteljahresvorschuss auf dein Gehalt zu geben und sie für ein Wochenende nach Brighton einzuladen. Aber ich vermute, das würde sie auch nicht mitmachen. Sie hat Wichtigeres zu tun.«
Atwater sagte: »Die Luft in Brighton macht mir Leberbeschwerden.«
»Dann wirst du sie wohl heiraten müssen«, sagte Barlow. »Den alten Nunnery als Schwiegervater zu haben wiegt die Mühe und die Kosten schon fast wieder auf.«
»Einer der bedeutendsten — und nebenbei auch amüsantesten — Romane seiner Epoche«
(Jocelyn Brooke)
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