Anthony Powell: Handelnde und Duldende
Anthony Powell:
»Handelnde und Duldende«
Roman
Aus dem Englischen übersetzt von Heinz Feldmann
2022, geb., fadengeheftet, Lesebändchen, 240 S.
€ 22 [D] / € 22,70 [A] / sFr 29,90
ISBN 978-3-96160-057-1
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Buch

Ein Bildungsroman im Gewand einer Gaunerkomödie: Ein vermögender, aber naiver, verklemmter, mit seinem Leben unzufriedener junger Mann gerät in der prekären Vorkriegszeit der dreißiger Jahre in die Hände zweier mittelloser Intellektueller, die in seinem Geld die Chance sehen, ihre eigenen filmischen und psychoanalytischen Projekte zu finanzieren. Zu diesem Zweck führen sie ihn in London, Paris und Berlin in die Welt ein, in der sie zu Hause sind, eine wertearme, zynische Welt schnell wechselnder zwischenmenschlicher Beziehungen, Ausschweifungen und Streben nach raschem materiellen Gewinn. Es ist eine Welt, in der keiner — weder die Handelnden noch die Duldenden — die erhoffte Befreiung erreicht, sondern jeder schließlich zum Verlierer wird. — „Agents and Patients“ erschien im englischen Original erstmals 1936.

Autor

Anthony Powell (1905—2000) besuchte das Eton College, studierte in Oxford und heiratete eine Adlige. Er arbeitete als Verlagslektor, schrieb Drehbücher und Beiträge für britische Tageszeitungen, leitete den Literaturteil des Magazins »Punch« und war Autor zahlreicher Romane. Jene gesellschaftliche Oberschicht Großbritanniens, der er selbst angehörte, porträtierte er in seinem zwölfbändigen Romanzyklus »Ein Tanz zur Musik der Zeit«. Während seine Altersgenossen und Freunde Evelyn Waugh, Graham Greene und George Orwell sich auch im deutschsprachigen Raum bis heute großer Popularität erfreuen, ist Anthony Powell hierzulande noch zu entdecken.

Ebenfalls lieferbar:
»Die Ziellosen« (2021)
»Venusberg« (2021)
»Tod am Morgen« (2021)
»Täuschung und Selbsttäuschung« (2023)
»Ein Tanz zur Musik der Zeit« (2015–2018)

Auszug

„Ich will gar nicht abstreiten, dass meine Liebesaffären auch etwas Schäbiges an sich haben. Das haben sie. Haben es immer gehabt. Ich mag schäbige Affären. Was mich stört, ist die Annahme, dass, nur weil jemandes Liebesaffären schäbig sind, es überhaupt nichts ausmacht, ob sie schiefgehen oder nicht.“
Maltravers sagte: „Natürlich, natürlich. Es ist noch weit schlimmer. Leute mit nicht-schäbigen Liebesaffären können auf Dinge zurückgreifen, die außerhalb dieser Beziehungen liegen. Schäbige Liebesaffären müssen ihre Genugtuung in sich selbst finden.
Nach diesen Worten beugte sich Maltravers steif nach vorn, auf seine Kaffee­tasse — zu steif, denn seine Bewegungen waren durch den schweren Mantel ein­­geschränkt, den er trotz der relativen Hitze im Zimmer nicht abgelegt hatte. Er sagte:
„Die Handicaps, gegen die ich im Leben habe ankämpfen müssen, sind enorm gewesen. Einfach enorm. Aber ich habe sie überwunden. Ich bin im Einklang mit mir. Ich strebe nicht mehr nach Geld, zum Beispiel.“
Sie saßen in einem hohen, schmalen Zimmer voller Stühle und kleiner Tische, das von Männern und einigen wenigen Frauen frequentiert wurde, die in einer nüchternen Umgebung Kaffee zu trinken wünschten. Ein plissierter roter Vorhang, etwa fünfzig Zentimeter vor der großen Glasscheibe angebracht und bis zur Hälfte des Fensters hochreichend, gab dem Äußeren dieses Cafés das Aussehen eines Schneidergeschäfts. Das vorhanglose Fenster an der hinteren Seite des Zimmers ging auf eine weißgekalkte Wand hinaus, die so nahe stand, dass selbst an hellen Tagen Dämmerlicht im Raum herrschte. Wenn es draußen neblig war, fühlte man sich im Inneren, das dann nur von den Reflexionen des Gasfeuers auf dem Metall der massigen Graburnen erleuchtet wurde, in denen der Chicorée still vor sich hin brodelte, wie in einer Höhle, in der der als grau-roter Stein gemaserte Linoleum-Fußboden eine Art vulkanischen Untergrund bildete. Es war fast halb vier nachmittags, und Maltravers und Chipchase hatten das Zimmer für sich allein.

Pressestimmen

»Ausgezeichnet, sehr unterhaltsam und hintersinnig.«
(Osbert Sitwell)

© 2022 Elfenbein Verlag

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