Mit der Biografie des „Jungen Marschalls“ Zhang Xueliang (1901–2001), eines mandschurischen Kriegsherrn, der mit Mao Zedong, Zhou Enlai und Chiang Kai-shek die Geschicke Chinas nach dem Zusammenbruch der Mandschu-Dynastie (1912) maßgeblich mitbestimmte, setzt Rainer Kloubert seine erfolgreiche China-Trilogie fort und eröffnet erneut das Panorama einer untergegangenen Welt, die in Europa kaum bekannt ist und die bis heute tiefgreifende globale Nachwirkungen zeitigt.
Rainer Kloubert (geb. 1944 in Aachen) studierte in Freiburg, Tübingen, Hongkong und Taiwan Sinologie und Rechtswissenschaften. Er war u. a. Sprachlehrer an der taiwanesischen Militärakademie, Dolmetscher bei einem chinesischen Wanderzirkus und Rechtsanwalt in Taipeh. Er lebt in Peking, London und neuerdings auch in München. Im Elfenbein Verlag erscheinen seine Bücher seit 1998; am bekanntesten sind seine reich illustrierten Bände „Peitaiho“, „Yuanmingyuan“ und „Peking“, die die Frankfurter Allgemeine Zeitung als „Pioniertat und Lesegenuss“ feierte.
Die Geschichte beginnt mit dem „Alten Marschall“, einem chinesischen Warlord, der über die Mandschurei und Nordchina herrschte, bis er im Sommer des Jahres 1928 durch die Japaner ermordet wurde — ein Eisenbahnviadukt fiel mit Pardauz auf den Salonzug, in dem er saß, ein paar Minuten vor Mukden, der Hauptstadt der Mandschurei. Eine Struwwelpetergeschichte hätte so enden können. Sein Sohn Zhang Xueliang, der „Junge Marschall“, trat seine Nachfolge an und brach im Jahr darauf einen Chinesisch-Russischen Krieg vom Zaum, in dem es um ebendiese Eisenbahn ging, die quer durch die Mandschurei verlief, die „China Eastern Railway“. Eine Rangelei folgte, wie zwischen zwei kleinen Jungen um eine Märklin-Eisenbahn. „Ich war sofort eingenommen von seiner fast kindlichen Art, Fragen zu stellen und zu beantworten“, so ein Reporter der „La Stampa“, der 1929 mit der Bahn nach Mukden reiste, um über den Krieg zu berichten. Ebenso unumwunden, wie der „Junge Marschall“ ihm dort Rede und Antwort gestanden hatte, tat er es ein Lebensalter später chinesischen Historikern der Columbia University in New York gegenüber. Er hatte viel zu erzählen, er kannte sie alle, die Mächtigen des Landes, er war selbst einer von ihnen gewesen, die Protokolle der Interviews umfassen Tausende von Seiten. Als sie wissen wollten, warum er, ein Mann so voller Erlebnisse und Geschichten, selbst nie etwas zu Papier gebracht habe, erwiderte er: „Ich war immer zu faul dazu. Schreiben ist etwas anderes, als den Mund aufmachen und reden. Schreiben ist eine komische Sache. Einen Mann der Tat zu einem Mann der Feder zu machen ist genauso schwer, wie eine Ente eine Leiter hochzuscheuchen.
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