Kloubert: Der Quereinsteiger
Rainer Kloubert:
»Der Quereinsteiger«
Roman
2003, 3. Aufl. 2004, Ln., 240 S.
€ 18 [D] / € 18,60 [A] / sFr 26
ISBN 978-3-932245-61-9
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Buch

China. Ein großes deutsches Industrieunternehmen, das sich als diskreter Global Player versteht, tut sich schwer damit, im Land der Mitte lukrative Geschäftsfelder aufzubauen. Deshalb beauftragt die ansonsten so penibel auf „Stallgeruch“ bedachte Firma mit Sitz im Schwäbischen - eher aus Not als aus Überzeugung - einen „Quereinsteiger“ mit der schwierigen Aufgabe. Der nutzt seine Chance, während andere Unternehmensvertreter vor Ort ungeniert von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern. Doch aus dem Erfolg des „Quereinsteigers“ erwachsen schon bald Probleme …
Staunen, schmunzeln Kopfschütteln – Rainer Kloubert ist in seinem literarischen, aber nichtsdestoweniger realen Protokoll eines Ein- und Aufstiegs als führender Unternehmens-Repräsentant in China eine glänzende Parabel auf unser Wirtschaftssystem gelungen. Doch Vorsicht: Was der Leser hier erfährt, ist geeignet, sein Bild über das Gebahren der deutschen Wirtschaft im Ausland nachhaltig zu verändern.

Autor

Rainer Kloubert (geb. 1944 in Aachen) studierte in Freiburg, Tübingen, Hongkong und Taiwan Sinologie und Rechtswissenschaften. Er war u. a. Sprachlehrer an der Militärakademie in Taiwan, Dolmetscher bei einem chinesischen Wanderzirkus und Anwalt in Taipeh. Er lebt in Peking und London.
Im Elfenbein Verlag erschienen bereits:
»Selbstmord ohne Hut« (1998)
»Mandschurische Fluchten« (2000)
»Kernbeißer und Kreuzschnäbel« (2007)
»Angestellte« (2008)
»Roons letzter Flug« (2009)
»Peitaiho« (2012)
»Yuanmingyuan« (2013)
»Peking« (2016)

Auszug

Liza, so heißt die chinesische Buchhalterin aus Singapur, ist bei der gleichen weltweit tätigen Unternehmensberatung angestellt, bei der auch Frau Unterstörzer vor ihrer Heirat beschäftigt war. Sie ist das erste Mal in China und behandelt die lokalen Angestellten hochnäsig von oben herab. Oder tut sie es, weil sie dauernd erkältet ist? Eine Kleenex-Schachtel liegt die ganze Zeit neben ihr.
Während sie meine Sekretärin verhört und in Belegen blättert, tippt sie blind die Zahlen ein, eine störende Gewohnheit, auf die sie aber sehr stolz zu sein scheint. Für einen Monat braucht sie nur eine Viertelstunde. Zwischendurch wischt sie sich die Nase ab, die so feucht und rosa wie ein Schweinerüssel ist.
Wie Wang mit ihnen fertig wird? Gleich sein erster Zug ist eine brillante Eröffnung. Er leidet, ich sagte es schon, an nervös bedingten chronischen Zahnentzündungen, die in China nicht behandelt werden können. (Leiden der Zähne und des Gemüts gelten in China nicht als Krankheiten.) Aufenthalte in Hongkong, die ein Heidengeld kosten, sind jedes Mal die Folge.
Sein Schachzug? Er lässt sich am Tag der Ankunft der Revision einen Eckzahn ziehen, der ohnehin fällig gewesen wäre. Was folgt, ist eine bühnenreife Vorstellung. Liza aus Singapur übersetzt schniefend. Mit blutigen Lefzen, ein Taschentuch gegen die dicke Backe gepresst, steht er den drei beeindruckten Revisoren gleich am ersten Tag Rede und Antwort. Ein wahres Muster an konfuzianischer Pflichterfüllung und Opferbereitschaft. Zu guter Letzt sperrt er noch sein Maul auf, hält es gegen das Licht und führt ihnen sein Gräberfeld vor – und die blutige Lücke, noch immer dick geschwollen wie eine Knospe. Der Geifer läuft ihm die Kinnladen hinunter. Er schließt die dunkle Höhle wieder, langsam und wölfisch, greift in seine Tasche und zeigt ihnen den Eckzahn, der vor ein paar Stunden noch fest verwurzelt darin saß – das Gesicht zu einem furchterregenden Lächeln verzogen. […]

Pressestimmen

»Es kommt schon einer Sensation gleich, wenn ein ehemaliger Bosch-Manager ein Buch über die Stuttgarter Geheimniskrämer schreibt — sei es auch aus dem fernen Peking. Rainer Kloubert hat das Unverzeihliche getan …«
(Wolfgang Hirn, Manager-Magazin)

© 2003 Elfenbein Verlag

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